Das klingt jetzt als würde ein Shitstorm auf meine Arbeit folgen – tut es aber nicht. Eher eine Art Vergleich oder das Vorstellen der Elternarbeit oder vielleicht doch einfach das Kennenlernen des Wahnsinns im Kindergarten. Was erwarten Menschen bzw Eltern von ErzieherIn und was erwarten ErzieherIn von Eltern? Je länger ich arbeite, desto mehr Punkte sammel bzw habe ich für diesen Vergleich gesammelt. Egal ob in der direkt Elternarbeit, durch Gespräch mit Kollegen die Kinder haben, durch Gespräche mit Eltern aus meinem Umfeld oder eben durch meine eigenen Erwartungen an die Eltern.
Vorab möchte noch einen wichtigen Punkt erwähnen.
Ein Kindergarten ist kein Ort wo man ein Kind einfach abschiebt und es wird dann ein bisschen bespaßt. Ein Kindergarten ist ein Ort wo Kinder betreut werden. Wo sie zusammen lernen und Erfahrungen sammeln. Dort wird pädagogisch gearbeitet um den Kindern die Welt um sie herum zu erklären und sie werden dort darauf vorbereit zu einer eigenständigen Persönlichkeit heran zu wachsen. Eltern und ErzieherIn bilden eine Erziehungspartnerschaft. Beiden Seiten liegt das Wohl des Kindes am Herzen und beide Seiten arbeiten Hand in Hand und offen miteinander.
So jedenfalls sollte es sein. Oder so ist die Erwartung bzw so erklären wir neuen Eltern ihre „Aufgabe“ im Kindergarten.
Ich möchte hier auch keine Eltern angreifen oder nur aussagen wie „unwissend“ Eltern sind, denn das wäre mehr als nur einsichtig betrachtet.
Viele Eltern haben keine Ausbildung in der Elementarpädagogik, was aber nicht heißt, dass sie sich nie mit dem Thema beschäftigt haben oder auch einfach ihre Vorstellung einer guten Erziehung für ihr Kind haben. Es sagt lediglich aus, dass diese Eltern den Beruf der ErzieherIn eher von außen kennen. Also nur das von meinem Beruf kennen, was sie sehen. Und gerade das kann in einer Abholsituation ein eher schwieriges Bild sein. Eltern sind meistens nicht lange in der Einrichtung und die Zeit in der sie da sind, sehen sie oft: ErzieherIn sitzen an einem Tisch, ErzieherIn reden, ErzieherIn spielen Spiele. Das ist natürlich ein Teil der Arbeit. Aber nicht alles. Damit werden keine Projekte abgedeckt, keine Aktionen, kein Morgenkreis, kein angeleitet Spiel. Das sehen Eltern in dieser Situation nicht oder nur sehr selten. Und an diesem Punkt liegt es an mir und meinen Kollegen das zu ändern. Wie ändert man das? Man veranstaltet Nachmittage mit den Eltern oder Vormittage in denen man den Eltern zeigt, wie wir mit den Kindern umgehen, was sie mit uns lernen. Das sind dann natürlich auch seltene Momente. Für den Alltag nicht brauchbar – da ist es dann eher so: Das man einen Aushang schreibt mit den Dingen die man an dem Tag gemacht hat, das man Kunstwerke der Kinder ausstellt oder Fotos in einem digitalen Fotorahmen präsentiert. Auf meiner Arbeit haben wir auch noch Ordner in der Garderobe wo wir Elternbriefe, Lieder und Fotos präsentieren. Damit gibt man den Eltern einen Einblick, den manche so nicht bekommen würden.
Ein Gespräch ist und bleibt natürlich auch immer eine gute Idee um den Eltern etwas mitzuteilen. Wir nennen das: Tür und Angel Gespräch – weil es ganz einfach dort stattfindet. Es werden Kleinigkeiten aus dem Alltag besprochen, Informationen ausgetauscht und ggf wird ein Termin für ein ruhiges, richtiges, Elterngespräch ausgemacht.
Mit dem präsentieren der (eigenen) Arbeit nimmt man den Eltern schon einmal Sorgen bzw die Unwissenheit was im Kindergarten mit den Kindern passiert.
Das bewahrt uns ErzieherIn aber nicht davor, dass Eltern schon mal übersehen das ihr Kind nicht das einzige bei uns in der Einrichtung sind. Natürlich ist jedes Kind wichtig, muss gefördert und gefordert werden. Trotzdem können wir nicht zu jeder Sekunde des Tages einen Blick auf alle Kinder der Einrichtung haben. Das liegt eigentlich in der Sache selber. Besonders da Kinder, gerade je älter sie werden, ihre Freiräume und Rückzugsmöglichkeit brauchen um sich selber entwickeln zu können. Denn die Entwicklung eines Kinders wird nicht nur von außen, externen Reizen, bestimmt – sondern auch ganz wichtig von internen Reizen gefördert. Ruhe und Entspannung gehören ebenso zu dem Alltag eines Kindes wie Spielen, Toben und Kreativ zu werden. Von daher ist es nicht nur natürlich, sondern auch sehr wichtig das wir die Kinder nicht immer zu 1000% im Blick haben. Natürlich sind wir ErzieherIn dafür verantwortlich das die Kinder sich in einer sicheren Umgebung entwickeln können und sich kaum Gefahren für das Leben und die Gesundheit der Kinder entstehen. Trotzdem kann und wollen wir nicht alle Gefahren aus dem Weg räumen. Das beste Beispiel dafür ist ein Stock: Er ist ein super Spielzeug! Natürlich und vielfältig und ungiftig. Allerdings kann man damit auch hauen oder sich picksen. Wie kann ich trotzdem verantworten das die Kinder damit spielen? Wir reden mit ihnen. Erklären ihnen warum, wieso, weshalb. Und halten die Kinder sich nicht an die Regeln, erfolgt eine Konsequenz. Irgendwann wird die Regel (nicht hauen, nicht picksen) verinnerlicht und von den Kindern selber an andere Kinder weitergeben. So gehen ErzieherIn mit allen Gefahren im Kindergarten um und auch viele Eltern handhaben das so. Doch kommt es dennoch oft dazu, dass Eltern sehr angespannt oder gar ungehalten reagieren, wenn ihr Kind verletzt ist. Das ist auch nur allzu verständlich. Eltern vertrauen uns ihren Wertvollsten Besitz an und möchten natürlich das der heile bei ihnen ankommt. Aber aus Konflikten, Verletzungen und Regelverstößen lernen Kinder genauso wie wenn sie ein Experiment machen, ein Bild malen oder einer Geschichte lauschen.
Dennoch gilt es die Gefahren zu minimieren, Verstöße mit Konsequenzen zu bedenken, Verletzungen zu versorgen (selber oder durch einen Arzt) und die Eltern immer darüber zu informieren.
Ein andere Punkt, an dem ich selber gemerkt habe das ich nicht alles bedenke ist : Krankheit bzw Anfälligkeit dafür bei Kindern.
Oft treten Eltern an mich oder meine Kollegen heran und möchten das die Kinder Mützen anziehen, immer Socken tragen, immer eine Pullover oder etwas in der Art, da ihr Kind dazu neigt schnell krank zu werden. Einmal war es für mich nicht so ersichtlich und ich habe es vergessen und die Eltern waren nicht erfreut und meine Kollegen brachte mir dann eine neue (Eltern) Perspektive näher. Wenn ein Kind krank ist, können weder Eltern noch Kinder schlafen- Es ist anstrengend für beide Parteien. Die Eltern müssen sich frei nehmen auf der Arbeit um sich um das Kind zu kümmern. Und nicht zu letzt: Das Kind leidet. Es hat im schlimmsten Falle schmerzen. Das tut dem Elternherz dann weh (mir ehrlich gesagt auch, aber kranke Kinder sind dann ja eher zuhause bzw werden nach Hause geschickt). Das waren Punkte, die ich für mich selber nicht so präsent hatte – natürlich auch weil ich keine Kinder habe, aber auch weil ich manchmal nicht weiter denke. Einen Grund dafür gibt es nicht, vermutlich Unerfahrenheit.
Der Beruf der ErzieherIn ist ein Beruf mit viel Konflikt Potenzial. Jeder Mensch hat seine eigene Meinung zu dem Thema. Viele Eltern denken auch, dass man den Beruf nur richtig machen kann, wenn man selber ein Kind bekommen hat. Was für mich aber auch bedeutet, dass sie die Ausbildung unterschätzen und Pädagogik oft als etwas spontanes gesehen wird. Allerdings muss ich selber sagen: Vieles passiert spontan. Nicht jedes Wort wird auf die Goldwaage gelegt. Aber wie man eine große Menge an Kindern beschäftigt und das so das sie noch etwas lernen davon – das ist wirklich eine Herausfoderung. Dazu kommt dann noch das erkennen von Entwicklungsstörungen, Verzögerungen oder eine Behinderung. Das ist nicht mal eben aus dem Ärmel zu schütteln. Das Bedarf Fachwissen, Beobachtung und die Fähigkeit die Erkenntnisse mit den Eltern zu teilen und das auf eine Art und Weiße das die Eltern nicht dicht machen und das Gefühl haben ihr Kind sei ein Freak.
Ich könnte noch ein bisschen weiter schreiben, genug Ideen hätte ich schon. Allerdings finde ich den Post jetzt gerade gut und lang genug. Es gibt zwei Punkte für Eltern und zwei für ErzieherIn sozusagen. Das sind auch die Punkte, mit denen ErzieherIn und Eltern fast täglich konfrontiert werden.
Gibt es noch fragen – dann lasst ein Kommentar da. Ich arbeite täglich in dem Beruf und vielleicht beschreibe ich Dinge die keiner kennt und mit denen keiner was anfangen kann der nicht ebenfalls in diesem Bereich arbeitet 😀 das muss natürlich nicht sein! Lasst mich das wissen, denn ich möchte das diese Post einen Einblick in meinen Beruf geben – da dieser eben schwer mit Vorurteilen zu kämpfen hat.